Pflanzung und Pflege
Im Gegensatz zu ihren wild wachsenden Verwandten den Waldbäumen, sind Obstbäume als Kulturpflanzen sehr auf menschliche Pflege angewiesen, einschließlich der regelmäßigen Schnittmaßnahmen, um ihre Vitalität und Standfestigkeit zu erhalten.
Durch jahrhundertelange menschliche Auslese wurden sie gezüchtet und vermehrt, wobei Reiser einer Edelsorte auf Wurzelunterlagen mit den gewünschten Wuchseigenschaften veredelt werden.
Um die Eigenschaften beider ausgewählter Komponenten zu bewahren, müssen unsere Obstbäume vom ersten Tag an gut gepflegt werden.
" Hochstämmige Obstbäume sind langlebige Gehölze, die bei guter Pflege ein Ertragsalter von 50 bis 100 Jahren und ein Lebensalter von weit über 100 Jahren erreichen können. Im Vordergrund steht in den ersten Jahren nicht der Fruchtertrag, sondern ein zügiger Aufbau des Kronengerüsts." H. J. Bannier
Aber auch kleiner bleibende Gartenbäume benötigen einen guten Kronenaufbau und besondere Beachtung des Wurzelraums: ist der Baum falsch gepflanzt, können die Wuchseigenschaften der Edelsorte rasch diejeningen der schwachwachsenden Wurzelunterlage verdrängen, und der Baum, der eigentlich nur 4 Meter hoch werden sollte, strebt die Höhe des Dachfirsts an.
Der Erziehungschnitt junger Bäume ist entscheidend, um eine gesunde und gut strukturierte Krone zu entwickeln, die nicht vorzeitig vergreisen und das Baumwachsum zum Erliegen bringen wird, und die später die Last der Ernte tragen können soll.
Zugleich soll die Baumscheibe gepflegt werden: durch die Bekämpfung der Wurzelkonkurrenz von Gräsern und Kräutern geben wir dem Baum einen klaren Standortvorteil, den er auf einer ungepflegten Wiese sofort an seine Konkurrenten verlieren würde. Die richtige Bewässerung in den ersten Jahren nach der Pflanzung ist notwendig, damit der Baum Wurzeln ausbilden kann, die das Grundwasser erreichen.
Ältere Obstbäume profitieren besonders von einem gezielten Schnitt, der die Vitalität des Baumes, und damit das Wachstum neuer Äste und Zweige anregt. So wird es dem Baum ermöglicht sich kontinuierlich zu erneuern und gesunde Strukturen zu erhalten.
Durch den richtigen Schnitt fördern wir die Luftzirkulation und Lichtdurchlässigkeit im Baum, was das Risiko von Krankheiten und Pilzerregern verringern und Raum für gesundes Wachstum schaffen kann.
Natürlich und nicht zu zuletzt können wir auch den Ertrag durch den Schnitt regulieren und die Fruchtqualität verbessern. Auch den Hang zur Alternanz, der Neigung in zweijährigen Intervallen starke Ernten mit schwachen abzuwechseln, können wir durch einen regelmäßigen Schnitt regulieren.
Auch die Sicherheit im und unter dem Baum beeinflussen wir durch gezielte Schnittmaßnahmen.
Statisch ungünstige, in der Vergangenheit falsch oder gar nicht behandelte Partien im Baum können Gefährdungen verursachen, die durch bedachte Pflegemaßnahmen behoben werden können.
Insgesamt ist der Obstbaumschnitt eine Kunst, die Erfahrung und Wissen erfordert. Während die Grundprinzipien universell sind, können spezifische Techniken je nach Baumart, Standort und gewünschtem Ergebnis variieren. Fachkenntnisse über Wachstumsmuster, Krankheiten und Schnitttechniken sind entscheidend, um die volle Wirkung des Schnitts zu erzielen und gesunde, ertragreiche Obstbäume zu erhalten.